Inklusion - Partizipation - Menschenrechte: Transformationen in die Teilhabegesellschaft? 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention - Eine interdisziplinäre Zwischenbilanz

31.10.2018

Call for Papers and Posters: Das Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin sucht bis zum 31.10.2018 Beiträge für die IFO-Tagung 2019.

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Teilhabe, Anerkennung, Wertschätzung, Diversity - dies ist nur eine kleine Auswahl an Begriffen, die in menschenrechtlichen, soziologischen, philosophischen, pädagogischen, politikwissenschaftlichen, sozialpsychologischen, aber auch ökonomischen Diskursen gegenwärtig eine Thematik umkreisen, die auch unter dem Begriff "Inklusion" firmiert. Dass dabei Inklusion eine grundlegende normative Leitlinie für gesellschaftliche Transformationsprozesse vorgibt, liegt in ihrer Anbindung an die UN-Menschenrechtserklärung von 1948 und der Weiterentwicklung von Menschenrechtstheorie und -praxis begründet. Diese zielt auf die Sicherung der Menschenrechte, d.h. v.a. auf die Sicherung der individuellen Würde in Bezug auf die Teilhabe, Gleichheit, Freiheit, Sicherheit, Sozialität und Existenzsicherung in unterschiedlichen sozialen Systemen. Das Bildungssystem ist dabei wegen seiner grundlegenden Funktion für die Verwirklichung von sozialer Teilhabe von besonderer Bedeutung.

Der Impuls, den speziell die UN-Behindertenrechtskonvention für einen gesellschaftlichen Transformationsprozess entfaltet, trifft auf andere Debatten um Benachteiligung. Teilweise kreuzen sich die Diskussionen um die UN-Behindertenrechtskonvention, (Bildungs-)Gerechtigkeit oder die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Eine Verknüpfung verschiedener Diskussionslinien findet 2 sich für das Bildungssystem beispielsweise in der Gemeinsamen Empfehlung der Hochschulrektoren- und der Kultusministerkonferenz von 2015, in der eine "Schule der Vielfalt" propagiert wird, die inhaltlich an grundlegende Arbeiten der Integrationsforschung anschließt: "Die Entwicklung eines inklusiven Bildungsangebotes in der allgemeinen Schule verfolgt die Ziele, den bestmöglichen Bildungserfolg für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen, die soziale Zugehörigkeit und Teilhabe zu fördern und jedwede Diskriminierung zu vermeiden. Diversität in einem umfassenden Sinne ist Realität und Aufgabe jeder Schule."

Im Rahmen der Diskussion um Inklusion wird vielfach die Anstrengungunternommen, unter einem erweiterten Konzept Benachteiligungen und Marginalisierungen unter vielfältigen Bedingungen in den Blick zu nehmen. Dabei istgrundsätzlich zu fragen, inwiefern es sich bei den mit Inklusion verbundenen gesellschaftlichen Transformationen um Neu- und/oder Weiterentwicklungen handelt. Vielfach lässt sich beobachten, dass Veränderungen nur soweit getragen werden, wie sie die Funktion des Systems nicht nachhaltig irritieren (vgl. z.B. die Selektions- und Allokationsfunktion des Bildungssystems). Dann aber wird möglicherweise das Ziel der Veränderungsimpulse verfehlt.

Der Fokus der Analysen richtet sich auf ein Transformationsverständnis, welches gesellschaftliche Entwicklungen als stetigen Veränderungsprozess gesellschaftlicher Teilsysteme begreift, der Produktions- und Konsumptionsverhältnisse genauso umfasst wie die Veränderungen politischer, rechtlicher, kommunikativer und kultureller Konzepte. Diese Veränderungen können sich auf der System-, der Handlungs- oder Subjektebene zeigen, z.B. in Bezug auf neue Ex- und Inklusionsmechanismen, Anerkennungsformen oder Zugehörigkeiten.

Die IFO 2019 in Berlin möchte aus dieser interdisziplinären Perspektive Inklusion als einen Prozess gesellschaftlicher Transformation in den Blick nehmen. Mögliche Veränderungsprozesse sollen auch über den traditionellen Kontext des Bildungssystems hinaus thematisiert werden, um nicht zuletzt Verflechtungen zwischen den Entwicklungen der Teilsysteme auf ihren jeweils unterschiedlichen Ebenen theoretisch und empirisch zu analysieren.

 

Diese Thematiken sollen in den folgenden Tagungsthemenschwerpunkten bearbeitet werden:

  • Menschenrechte - Gerechtigkeit - Anti-Diskriminierung
  • Teilhabe und Partizipation
  • Schule der Vielfalt
  • Marginalisierungsprozesse
  • Kulturelle Vielfalt
  • Kommunikation und Transformation

 

Folgende Formate sind möglich:

  • Einzelbeiträge (20 min. Präsentationszeit) mit Bindung an eines der Tagungsthemen
  • Symposien (max. 4 Beiträge à 20 min. Präsentationszeit) unter einem eigenen Thema mit Bindung an eines der Tagungsthemen
  • Open-Space-Workshops (beliebige Gestaltung im Rahmen von 1,5 h) ohne Themenbindung an die Tagungsthemen, aber einschlägig im Sinne des Calls
  • Poster ohne direkte Themenbindung an die Tagungsthemen, aber einschlägig im Sinne des Calls

 

Die Beiträge können ab sofort bis zum 31.10.2018 eingereicht werden mit Angaben zum Thema, zu den Teilnehmenden und ihrer institutionellen Verankerung, der Zuordnung zum Tagungsthema (außer Poster und Open-Space-Formaten) sowie Informationen zum Inhalt, zur Methodik und zu den zentralen Erkenntnissen im Umfang von 100 Wörtern (bzw. im Falle von Symposien im Umfang von max. 500 Wörtern) unter:

https://hu.berlin/IFO

Eine Information über die Annahme oder Ablehnung der Einreichung erfolgt bis zum 16.11.2018. Wir bitten die angenommenen Beiträger*innen unbedingt von der Nutzung der Frühbuchermöglichkeit ab dem 19.11.2018 Gebrauch zu machen, da die Kapazität der Tagung 350 Personen umfasst und mit einem großen Interesse gerechnet wird.

Mit herzlichen Grüßen aus Berlin!

Das IFO-2019-Tagungsteam

 

Organisation: Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin

Tagungshomepage: https://hu.berlin/IFO

Alle Infos als PDF: hier