Die psychologischen Hintergründe von Neid
Grundsätzlich unterscheidet die psychologische Forschung laut Fassl zwischen zwei Arten von Neid: Missgönnen und Beneiden. Ob man schlussendlich missgönnt oder beneidet, hängt von zwei Faktoren ab: Hat die Person es verdient? Hat man Kontrolle darüber, das auch zu erreichen beziehungsweise kann ich es auch schaffen?
Wir missgönnen jemandem etwas, wenn er es nicht verdient hat und wenig Kontrolle über seinen Vorteil hat. Haben wir jedoch das Gefühl, unser Gegenüber hat das Neidobjekt verdient, beneiden wir die Person. „Wenn also ein Freund sich bei der Jobbewerbung kaum anstrengt und trotzdem eine super Stelle bekommt und man selbst nicht mal zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, dann wird man ihm den Erfolg tendenziell missgönnen“, so Fassl. Umgekehrt, wenn man sieht, dass der Freund sich viel Mühe gibt und wir auch wissen, wie er es geschafft hat, dann beneidet man ihn eher.
Laut Fassl gehen beide Arten mit einem Schmerzgefühl einher, haben jedoch unterschiedliche Konsequenzen. So will man bei der Missgunst der anderen Person das sogenannte Neidobjekt wegnehmen. Beneiden wir jedoch unser Gegenüber, kann es uns motivieren, uns zu verbessern und so das Neidobjekt selbst zu bekommen. Das kann bedeuten, wenn wir beim obigen Beispiel bleiben, ein Bewerbungstraining zu machen.
Wie gehe ich mit Neidgefühlen um?
Nicht jedes Neidgefühl ist schlecht. Neid kann auch motivieren. Solltest du dich jedoch schlecht fühlen, weil du Neid empfindest, kannst du gegensteuern. Neid-Expertin Flora Fassl hat folgende Tipps:
Nicht jedes Neidgefühl ist schlecht. Neid kann auch motivieren. Solltest du dich jedoch schlecht fühlen, weil du Neid empfindest, kannst du gegensteuern. Neid-Expertin Flora Fassl hat folgende Tipps:
- Sozialen Vergleich reduzieren oder Richtung ändern:
Das kannst du machen, indem du dich - wenn möglich - aus der Situation nimmst. Die Richtung des sozialen Vergleichs zu ändern bedeutet: Nicht nur auf das schauen, was man selbst nicht hat - und andere schon. Vielmehr solltest du dich fragen: Was habe ich, was andere nicht haben? Laut Studien soll das mehr Wohlbefinden auslösen.
- Missgönnen in Beneiden umändern:
Du kannst beispielsweise mehr Informationen darüber sammeln, wie die Person an das Neidobjekt gekommen ist - und ob sie es "verdient" hat. Vielleicht ärgerst du dich, dass deine Kollegin wieder mal gelobt wird und du nicht. Erfährst du aber, dass sie für das Lob viel geschuftet hat, kannst du ihr die Anerkennung vielleicht gönnen. Und daran glauben, dass du deine Ziele auch mit Anstrengung erreichen kannst.
- Die Wichtigkeit des Neidobjekts überdenken:
Da Neid nur dann auftritt, wenn das Neidobjekt von Wichtigkeit ist, kann man sich fragen: Ist mir das Neidobjekt wirklich wichtig, oder nur, weil es andere auch haben wollen? · Mit anderen Personen darüber sprechen: Wir waren doch alle schon mal neidisch! Ein Austausch mit anderen kann helfen, das Gefühl zu normalisieren und sich dadurch Erleichterung zu verschaffen.
Was ist Social Media-Neid und wie kannst du dich davor schützen?
Durch Social Media hat man Einblick in das geschönte Leben von Tausenden von Menschen - also auch zig Gründe, um sie zu beneiden. Grundsätzlich unterscheidet sich der Neid im "realen" Leben aber nicht von dem im Netz. Jedoch ist es wichtig, Social Media-Neid gesondert zu betrachten und dabei zwischen den beiden genannten Neidformen zu unterscheiden. Laut Studien soll Beneiden mit Inspiration zusammenhängen - und Inspiration wiederum mit positiven Gefühlen. Missgönnen hingegen mindert offenbar den Spaß an Social Media. Folgende Punkte kannst du beim Umgang mit Neid in den sozialen Medien beachten:
- Sei dir dem "Social Media Positivity Bias" bewusst:Eine Studie hat gezeigt, dass Nutzerinnen und Nutzer, die sich dem verschönten Bild in den sozialen Medien bewusst sind, weniger Neid empfinden. Mache dir also bewusst, dass die Bilder auf Instagram und Co. nicht das "echte" Leben zeigen.
- Aktive statt passive Nutzung:Konsumiere nicht nur den Inhalt von anderen Personen, sondern nutze Social Media aktiv für dich.
- Entfolge Accounts, die dir nicht guttun:Im Gegensatz zur Offline-Welt kannst du in den sozialen Medien Accounts, die dich belasten, einfach entfolgen oder die App sogar löschen.
Was tun, wenn andere auf dich neidisch sind?
Manchmal kommt es auch vor, dass andere auf uns neidisch sind. Das kann das Selbstbewusstsein steigern, aber auch dazu führen, dass man sich unwohl fühlt. Zum Beispiel, weil man vielleicht Angst hat, dass andere einem nichts Gutes wünschen.
Eine Studie zeigt laut Fassl außerdem: Menschen, denen etwas missgönnt wird, verhalten sich eher zugewandt gegenüber den Neiderinnen und Neidern. Und das kann durchaus sinnvoll sein: Wenn du positiv mit einer Person umgehst, die neidisch auf dich ist, kannst du so die negativen Effekte von Neid mildern und gleichzeitig die Situation der missgönnenden Personen verbessern.
Ein positives Verhalten gegenüber Neidern fördert zum Beispiel ein angenehmes soziales Umfeld, reduziert Spannungen und hilft dir dabei, deinen inneren Frieden zu bewahren.