CiviMatics
Das von Erasmus+ geförderte Projekt CiviMatics zielt darauf ab, die Ansätze der politischen und mathematischen Bildung in einem interdisziplinären Rahmen zu verbinden und wird didaktische Ansätze für die Hochschullehrer*innenausbildung am Beispiel aktueller gesellschaftlicher Probleme, wie dem Klimawandel, entwickeln. Zukünftige Mathematik- und Sozialwissenschaftslehrer*innen sollen über die Zusammenhänge zwischen Mathematik und Politik aufgeklärt und die Relevanz interdisziplinärer Ansätze aufgezeigt werden. In diesem Rahmen soll der mathematische Modellierungszyklus durch Ansätze aus der politischen Bildung ergänzt werden, um u.a. einen Ansatz der normativen Modellierung zu etablieren. Besonderes Gewicht wird auf die europäische Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Erprobung der Materialien gelegt, um sicherzustellen, dass die Projektergebnisse in allen Ländern der Europäischen Union angewendet werden können.
Modellierung wird hier verstanden als die Anwendung der Mathematik auf die Realität und ist eines der mathematischen Bildungsziele in Schule und Universität. Mathematische Bildung ist sowohl für die wirtschaftliche als auch für die soziale Teilhabe in unseren modernen europäischen Gesellschaften notwendig. Die derzeit verwendeten Szenarien basieren jedoch hauptsächlich auf einfachen, deskriptiven Modellen aus dem Alltag oder den Naturwissenschaften. Gegenwärtig wird in der mathematischen Bildung kein Fokus auf die gesellschaftliche Bedeutung von Annahmen und Vereinfachungen bei der Modellierung gelegt. Auch in der politischen Bildung wird der mathematische Hintergrund der Modellierung nicht ausreichend reflektiert, wodurch die Bedeutung solcher Annahmen und Vereinfachungen nicht erkannt wird, alternative Modellierungen nicht sichtbar sind und Ergebnisse oft als unhinterfragbare Fakten verstanden werden müssen. Ohne eine Reflexion über die Bedeutung bestimmter Annahmen erweisen sich die Ergebnisse der Modellierung dann durch die eindeutige Berechnung als mathematisch erzwungen. Bei der normativen Modellierung bleiben die Gewichtungen und Werturteile hinter der Reduktion auf das reale Modell verborgen.
Dadurch gehen relevante Diskussionspunkte verloren und der gesellschaftliche Handlungsspielraum kann nur unzureichend demokratisch ausgehandelt werden. CiviMatics wird daher sowohl einen didaktischen Rahmen für den Umgang mit diesen komplexen und normativen Modellen in der Hochschulbildung als auch konkrete Szenarien und Lehr-/Lernmaterialien entwickeln. Es werden aktuelle Themen aus dem Klima- und Umweltschutz behandelt, z.B. die Modellierung von CO2-Emissionen, die auf Nahrungsmittel zurückzuführen sind. Dabei geht es nicht um die Durchführung mathematischer Berechnungen, sondern um die Hauptannahmen und mögliche Alternativen. Durch die Diskussion dieser Fragen wird deutlich, welche Ergebnisse aus Modellen allgemein gültig sind und welche Ergebnisse im Wesentlichen von Annahmen oder Standpunkten abhängen. Dies ermöglicht eine qualitative und kritische Diskussion über die gesellschaftliche Bedeutung der Ergebnisse. Vor allem soll das Bewusstsein für die Möglichkeiten und Grenzen von Aussagen, die mit Hilfe von mathematischen Modellen gewonnen werden, im Kontext demokratischer Entscheidungsfindung geschärft werden.
Projektzeitraum | 09/2020 – 08/2023 |
Förderung | Erasmus+ |
Websites |
Weitere Informationen
Projektmitarbeiter*innen
- Univ.-Prof. Dr. Dirk Lange (Projektleitung)
- Clara Berger, BA MA (bis 07/2021)
- Marco Mogiani, MA PhD (bis 08/2022)
- Nagy, Nicola, BA MA (seit 09/2022)
- Alessandra Santoianni, MSc
- Jakob Steinbachner (seit 07/2021)
Kooperationspartner*innen
- Koordination: Leibniz Universität Hannover (Deutschland)
- Babeș-Bolyai University (Rumänien)
- Norwegian University of Science and Technology (Norwegen)
- Universität Paderborn (Deutschland)