Mag. Florian Gimpl
Nation building in der Schule der Ersten Republik (Deutsch-) Österreich und der Kanzlerdiktatur Dollfuß/Schuschnigg (1918–38)
Betreuung: Barbara Schneider-Taylor †, Daniel Tröhler
Zeitraum: 2018-2022
Kontakt: florian.gimpl@univie.ac.at
Schule als genuin staatlich veranstalteter Prozess der Bildung junger Menschen ist eine Institution, deren Wurzeln bis in die Antike zurückreichen. Die modernen, heute noch bestehenden Bildungssysteme sind jedoch zum großen Teil zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert entstanden, also genau in jenem Zeitraum, in dem sich auch der moderne Nationalstaat herausbildete und die Bildungswissenschaft als damals noch Pädagogik auch fachlich konstituierte. Lange Zeit blieb dieser Zusammenhang zwischen der nationalstaatlichen Agenda, der Schule und auch der Rolle der Bildungswissenschaft in dieser national arrangierten Konstellation unberücksichtigt. Jedoch spielt Schule längst nicht nur in autoritären Staaten eine wichtige Rolle bei der Einwirkung auf die Heranwachsenden, sondern auch demokratische Nationalstaaten haben ein großes Interesse daran, junge Menschen zu pflichttreuen und loyalen Staatsbürgern heranzubilden.
Diese Arbeit widmet sich daher der Frage, ob die in der internationalen Forschung breit anerkannte These, dass Nationalstaatenbildung wesentlich auch ein pädagogischer Prozess ist, ebenfalls auf den Fall Österreich von 1918 bis 1938 zutrifft. Dabei wird die bisher in der Forschung bevorzugte Praxis, die Jahre 1933/34 als Bruchlinie zu sehen, aufgegeben und zugunsten einer umfassenden Betrachtung verworfen.
Anhand von literarischen Werken, amtlichen Dokumenten und Medienberichten werden im ersten Teil der Arbeit die Bemühungen zur Herausbildung und Förderung einer nationalstaatlich-österreichischen Mentalität nach dem Ersten Weltkrieg nachgezeichnet und in ihrer angestrebten Wirkung analysiert. Im zweiten Teil wird die Rolle wichtiger Pädagogen (Glöckel, Meister) auf den im ersten Teil skizzierten Prozess einer genauen Betrachtung unterzogen und deren Einfluss skizziert. Im abschließenden dritten Teil werden die in den vorigen Abschnitten gewonnen Erkenntnisse anhand ausgewählter case studies überprüft, die von einzelnen Schulstandorten gebildet werden. In diesen case studies werden die nationalstaatlich gültigen Vorgaben anhand einzelner Schulen und die an diesen gelebte Praxis überprüft. Damit wird gezeigt, welche Rolle die Schule bei der Bildung junger Österreicherinnen und Österreicher hin zu einem nationalstaatlichen Konzept in der Zwischenkriegszeit spielte.