Mag. Julia Reischl

Handlungspraktiken und Interaktionsdynamiken zwischen LehrerInnen und SchülerInnen im Unterricht. Eine rekonstruktive Fallanalyse zur Untersuchung der Interaktionsordnung des Unterrichts (Arbeitstitel)

Betreuung: Ilse Schrittesser
Zeitraum: 2016-2019
Kontakt: julia.reischl@univie.ac.at

 

Das Dissertationsprojekt ist in der Unterrichtsforschung verortet und versteht sich als ein Beitrag zur qualitativ-rekonstruktiven Untersuchung der Interaktionsordnung des Unterrichts.

Der Begriff „Interaktionsordnung“ bezeichnet in Anlehnung an Goffman (1994, 34) „jene kleinen Räume der Interaktion, in denen wir in körperlicher Präsenz mit anderen handeln. Es ist […] ihre Unmittelbarkeit, die ihre Eigengesetzlichkeit ausmacht.“ Die Interaktionsordnung ist ein Ergebnis von vollzogenen interaktiven Wechselwirkungen. Zugleich erzeugt die Interaktionsordnung einen normativen Druck, sich entsprechend der für das jeweilige soziale Setting geltenden Verpflichtungen und Erwartungen zu verhalten (vgl. Thiel 2016, 51). Breidenstein (2010, 869) hält fest, „dass es an einer empirisch gehaltvollen und erklärungskräftigen Theorie schulischen Unterrichts mangelt.“ Für die Weiterentwicklung einer Theorie des Unterrichts sei wesentlich zur berücksichtigen – so Breidenstein (ebd., 882) –, dass „die theoretische Modellierung des alltäglichen Unterrichts einer Perspektive [bedarf, Anm. J.R.], die in der Lage ist, schulischen Unterricht als interaktives und kommunikatives Geschehen in eigenem Recht [Hervorhebung im Original] zu beschreiben“ (Breidenstein 2010, 872). Der Fokus der Untersuchung sollte dann auf den situativen Rahmen und der sich darin konstituierenden Interaktionsordnung schulischen Unterrichts gerichtet sein.

Das Interesse dieser Forschungsarbeit besteht darin, in Hinblick auf den Unterricht das Verhältnis zwischen den Handlungspraktiken und Interaktionsdynamiken in der LehrerInnen-SchülerInnen-Interaktion zu untersuchen und den Fragen nachzugehen, wie die „Interaktionsordnung“ (Goffman 1994, 55) Unterricht im Zusammenspiel von sozialen Praktiken und unbewussten Dynamiken hergestellt wird und welche Erkenntnisse dazu die Methodentriangulation von Dokumentarischer Methode und Tiefenhermeneutik liefert.