Neues EC „Mehrsprachigkeit“ startet im WiSe 2021/22
Das Team der Sprachlehr- und –lernforschung hat dieses EC initiiert und war an der Entwicklung des Curriculums maßgeblich beteiligt. Im Wintersemester 2021/22 startet das Erweiterungscurriculum „Mehrsprachigkeit: Transdisziplinäre Zugänge“ an der Universität Wien. Studierende aller Fächer haben damit die Möglichkeit, sich kritisch, selbstreflexiv und interdisziplinär mit Mehrsprachigkeit auseinander zu setzen. Das Lehrangebot im Rahmen von 15 ECTS zielt auf die Verknüpfung eigener sprachenbezogener Erfahrungen und Beobachtungen mit Grundlagenwissen ab. Weiters werden die Studierenden unterstützt, Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und zu entwickeln.
Angesprochen sind alle Studierenden mit Interesse an Sprache, die ihre natur-, sozial-, geistes- oder kulturwissenschaftlichen Fachkompetenzen in einen sprachenbezogenen Zusammenhang stellen. Die Universität Wien reagiert mit dem Angebot aktiv auf die Forderung nach einer Qualifizierung der Absolvent*innen für die mehrsprachige Realität der gegenwärtigen Gesellschaft.
Im Curriculum vorgesehen ist Grundwissen zu individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit. Davon ausgehend können Studierende selbst Schwerpunkte setzen und sich mehr in Sprach/en/politik, Psycholinguistik oder Sprachlehr- und –lernforschung vertiefen.
Ein Alleinstellungsmerkmal des Erweiterungscurriculums ist die Möglichkeit, die eigenen Sprachenkenntnisse zu erweitern. Wer dies möchte, kann etwa Arabisch, Persisch oder Somali wählen und die eigenen sprachlichen Ressourcen erweitern. Zur Wahl stehen auch themenbezogene Lehrveranstaltungen aus der Afrikanistik, Finno-Ugristik, Kommunikationswissenschaft Orientalistik oder Slawistik. Studierende erlangen nicht nur Wissen über Mehrsprachigkeit, sondern sind eingeladen, Mehrsprachigkeit selbst zu erfahren. Auf Basis der wissensbasierten Diskussion und Reflexion der Erfahrungen und Beobachtungen erlangen sie mehr Sicherhheit im Umgang mit Mehrsprachigkeit in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen.
Zitate von Lehrenden im Erweiterungscurriculum
„Als Merkmal gegenwärtiger wie historischer Gesellschaften wird Mehrsprachigkeit in ganz verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wirksam. Absolvent*innen des Curriculums sollen sich als Expert*innen für Mehrsprachigkeit einbringen und das Funktionieren von Gesellschaft zum Wohle aller kompetent unterstützen“, betont Univ.-Prof. Dr. Eva Vetter.
„Dabei“, ergänzt ihr Kollege Univ.-Prof. Dr. Jürgen Spitzmüller, „sollen die Studierenden nicht nur die Bedeutung von Mehrsprachigkeit für Menschen und Gesellschaften genauer kennenlernen, sondern sich auch mit der Frage auseinandersetzen, warum Mehrsprachigkeit ein so zentrales und kontroverses Thema in gesellschaftlichen und politischen Debatten ist“.
Univ.-Prof. Dr. Jutta Mueller führt aus: „Auch die Vermittlung der kognitiven und neuronalen Grundlagen und Besonderheiten im Zusammenhang mit Mehrsprachigkeit soll helfen, ein tiefgreifendes Verständnis dieser bemerkenswerten menschlichen Fähigkeit zu erlangen“.
Das Thema Mehrsprachigkeit reicht über die Beschäftigung mit Spracherwerb und Didaktisierung weit hinaus, ergänzt
Mag. Dr. Nadja Kerschhofer-Puhalo: „Abseits von Kategorisierungen wie „einsprachig“ vs. „mehrsprachig“ sollen Studierende für die vielen Aspekte lebensweltlicher Mehrsprachigkeit sensibilisiert werden, die in individuellen, institutionellen und gesamtgesellschaftlichen Kontexten eine Rolle spielen.“
„Hintergrund des EC Mehrsprachigkeit ist, dass die deutsche Sprache für viele Menschen hierzulande nicht die einzige wichtige Lebenssprache ist. Mehrsprachigkeit ist somit eine wichtige Rahmenbedingung für Bildung und Forschung in Österreich. Doch im Umgang mit Mehrsprachigkeit scheint es auf gesellschaftlicher, institutioneller und politischer Ebene zu Herausforderungen zu kommen.“, so MMag. Mohamed Abdel Keream, Msc, der gemeinsam mit Eva Vetter die in das EC einführende Vorlesung „Perspektiven auf Mehrsprachigkeit“ lehren wird.