Neu in Wien - Eine Studie zu den Chancen und Herausforderungen der schulischen Eingliederung ukrainischer Kinder und Jugendlicher

Im Rahmen des Projekts „Eine multiperspektivische Studie zu den Deutschförderklassen“ wird derzeit das Spin-Off Projekt „Neu in Wien – Eine Studie zu den Chancen und Herausforderungen der schulischen Eingliederung ukrainischer Kinder und Jugendlicher“ durchgeführt. Im Zuge des Projekts werden Befragungen mit Schulleitungen und Lehrkräften geführt. Die interviewten Lehrkräfte sind in Klassen tätig sind, welche (u.a.) von aus der Ukraine geflüchteten Schüler*innen besucht werden.

Bislang haben 2 Schulleitungen und 12 Lehrer*innen von insgesamt 7 Schulstandorten an der Interviewstudie teilgenommen. Hinsichtlich der Qualifikation der Studienteilnehmer*innen kann festgehalten werden, dass lediglich zwei der insgesamt 10 befragten Lehrpersonen eine Ausbildung im Bereich des Unterrichtens von Deutsch als Zweitsprache aufweisen. Die anderen befragten Pädagogen*innen wurden unter anderem aufgrund ihrer Sprachkompetenzen im Bereich Ukrainisch und/oder Russisch, ihrer Tätigkeit als Deutschlehrende oder ihrer freiwilligen Unterstützungsbereitschaft für das Unterrichten der ukrainischen Schüler*innen herangezogen. Dieses Ergebnis spricht dafür, dass es vor Ort an (formal) qualifizierten Lehrkräften mangelt.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie, dass Schulen individuelle Lösungswege bei der Umsetzung der Förderung von aus der Ukraine geflüchteten Schüler*innen gehen. Die Ansätze zur schulischen Eingliederung ukrainischer*innen Schüler*innen weichen an den verschiedenen Schulstandorten stark voneinander ab. Demnach zeigt sich, dass die Kinder und Jugendlichen zum größten Teil in die Stammklassen und damit auch in den Regelunterricht integriert sind, wobei die Anzahl der Deutschförderstunden sehr unterschiedlich ist. Nach Angaben der befragten Schulleitungen und Lehrer*innen verbringen ukrainische Schüler*innen zwischen 6 und 15 Stunden pro Woche in getrennten Klassen. In diesem Zusammenhang äußern einige der Studienteilnehmer*innen die Befürchtung, dass die ukrainischen Schüler*innen aufgrund des oftmals fehlenden Kontakts zu Schüler*innen anderer Klassen erhebliche sozio-emotionale Einbußen erleiden würden. Daher berichten auch einige Studienteilnehmer*innen von einer Verringerung der Anzahl der Deutschstunden zugunsten der sozialen Eingliederung der Schüler*innen in den Regelklassen. An vier der insgesamt 8 untersuchten Schulen wurden einzelne ukrainische Schüler*innen aufgrund ihrer fortgeschrittenen Sprachkompetenzen bereits vollständig in den regulären Unterricht aufgenommen. An einem Schulstandort findet sich eine spezielle Vorgehensweise, bei der Schüler*innen der regulären Deutschförderklassen (mit anderen Erstsprachen) und ukrainische Schüler*innen gemeinsam unterrichtet werden.

In Bezug auf die materiellen Ressourcen zeigt sich die Mehrheit der befragten Pädagogen*innen zufrieden. Demnach geben Lehrer*innen und Schulleitungen an, dass ihnen genügend Materialien zur Verfügung stehen, die sie im Unterricht mit ukrainischen Schüler*innen einsetzen können. Die Lern- und Leistungsmotivation der ukrainischen Schüler*innen wird von den Befragten jedoch sowohl positiv als auch negativ bewertet. Die befragten Lehrer*innen führen das geringe Engagement einiger Schüler*innen auf die mangelnde Aussicht auf einen Verbleib in Österreich, die fehlende Unterstützung durch die Eltern und die oft zusätzliche Belastung durch den Schulbesuch in der Ukraine zurück.

Auf die Frage nach der optimalen Förderung für ukrainische Schüler*innen antwortet die Mehrheit der Studienteilnehmer*innen, dass die stetige Eingliederung ukrainischer Schüler*innen in die Regelklassen für die Förderung der sozio-emotionalen Entwicklung oberste Priorität hat. Vor diesem Hintergrund schlagen einige Lehrkräfte vor, die separate Deutschförderung entweder auf den Nachmittag zu verlegen oder deutlich zu reduzieren. Darüber hinaus äußern die Befragten den Wunsch, mehr Möglichkeiten für Begegnungen zwischen verschiedenen Schüler*innen zu schaffen und die Sensibilität der Lehrer*innen für Aspekte der Interkulturalität zu schulen.

Siehe auch das verwandte FWF-Projekt "Eine multiperspektivische Studie zu den Deutschförderklassen" (P35113).

Projektzeitraum10/2022 – 

 Weitere Informationen

Projektmitarbeiter*innen